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Der Uhren-Fetischist

 

VON PETER SCHÖNAU
© Peter Schönau

Buenos Aires ist nicht nur die Hauptstadt des Tango, sondern auch der „Express“-Entführungen (Entführungen, die meistens nur wenige Stunden dauern und mit einer Lösegeldzahlung enden) und seit kurzem auch das Betätigungsfeld eines Diebes, der es auf historische Objekte abgesehen hat – besonders Uhren hervorragender Persönlichkeiten der argentinischen Geschichte.
Erst vor kurzem wurde aus dem Museo Histórico Nacional die goldene Uhr gestohlen, die Manuel Belgrano (argentinischer Freiheitsheld und Politiker), gehörte.

Doch der neueste Coup des Diebes wirft auch ein Schlaglicht auf die mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen in einem der bestbewachten Gebäude von Buenos Aires, der Casa Rosada, Sitz der Regierung und des Staatspräsidenten.

Aus einem Museum, das Teil des Gebäudekomplexes ist, wurden am helllichten Tag zwei goldene Uhren und ein goldener Füllfederhalter entwendet, die drei argentinischen Präsidenten gehört haben. Anscheinend genügte ein Schraubenzieher, um die Vitrine zu öffnen, in der sich die Gegenstände befanden, und offensichtlich hat der Dieb das Museum unter den Augen von drei Angestellten eines privaten Wachdienstes unbehelligt durch den Hauptausgang verlassen.

Die geraubten Gegenstände haben vor allen Dingen einen nicht zu beziffernden historischen Wert und dürften über normale Kanäle kaum einen Käufer finden. Die Polizei geht, wie im Fall des Raubes der Uhr von Manuel Belgrano, daher von einem Raub auf Bestellung aus und schliesst nicht aus, dass es sich um den gleichen Täter handelt, dessen Auftraggeber anscheinend eine besondere Vorliebe für die Chronometer illustrer Zeitgenossen hat.

Dieser Text ist auch in der Zeitung «Die Südostschweiz» in der Rubrik «Boulevard» erschienen

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