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Epidemie wütet in Argentinien

VON PETER SCHÖNAU
© Peter Schönau

In Argentiniens nördlicher Provinz Chaco grassiert das Dengue-Fieber, auch als Sieben-Tage-Fieber oder Knochenbrecher-Fieber bekannt. Eingeschleppt aus Bolivien, liegt das Epizentrum der Epidemie mit ca. 6.500 erkannten Krankheitsfällen in der Provinzstadt Charata. Aber inzwischen schrillen selbst in Buenos Aires mit ca. 100 gemeldeten (allerdings bisher offensichtlich nur eingeschleppten) Krankheitsfällen die Alarmglocken.

Überträger des Dengue-Virus ist die Aedes aegypty oder auch Ägyptische Tigermücke oder Denguemücke. Sie gedeiht in stehenden Gewässern, Pfützen, Wasserlachen in Schwimmbecken, Regenwassertonnen, offenen Wasserhältern, Müllhalden etc. Neben dem Affen ist der Mensch ihr bevorzugter Wirt. Die Krankheit kann nicht von einem Menschen auf den anderen übertragen werden, sondern nur durch den Mückenstich. Ihr Verlauf ähnelt in 90 Prozent der Fälle einem grippalen Effekt, mit Fieber bis zu 41°, Schüttelfrost, Erschöpfungszuständen, Kopf-, Glieder-, Gelenk- und Muskelschmerzen, auffällig niedrigem Puls und metallisch bitterem Mundgeschmack. Nach dem Fieberabfall kommt es nach 4 bis 5 Tagen zu einem erneuten Fieberschub; danach entwickelt sich ein maserähnlicher Hautausschlag mit Lymphknotenanschwellungen. Nach weiteren 5 bis 6 Tagen beginnt die Erholungsphase, die sich über mehrere Wochen hinziehen kann.

Bei Erwachsenen nimmt die Krankheit selten einen tödlichen Verlauf (2-5 Prozent). Kinder werden vom Denguefieber am meisten betroffen (95 Prozent), bei Kindern bis zu einem Jahr liegt die Todesrate bei ca. 30 Prozent. Auch für Erwachsene gefährlich kann allerdings das hämorrhagische Denguefieber werden. In der Regel werden davon jedoch nur schon einmal infizierte Personen befallen.

Das Denguefieber ist besonders gefährlich, weil es gegen seine 4 Virustypen immer noch keinen wirksamen Impfstoff gibt. Es hilft nur Vorbeugung: Schutzkleidung, Insektensprays und natürlich die Bekämpfung der Mücken und ihrer Brutstätten.

Das einzige, was die Ärzte Zurzeit zur Symptomlinderung empfehlen, ist Paracetamol, kein Aspirin, weil es die Blutgerinnung hemmt und daher bei Gefahr einer hämorrhagischen Erkrankung nicht angezeigt ist. Die Tigerstechmücke ist übrigens am Tag aktiv. Daher Tipp für Touristen, die in Buenos Aires ein Strassencafé aufsuchen: Meiden Sie unbedingt Plätze an Strassen mit Wasser im Rinnstein oder Wasserlachen in Ihrer Nähe, die entweder die Reste eines tropischen Regengusses sind oder vom morgendlichen Abwasch des Bürgersteigs durch den Hausmeister übrig geblieben sind.

Dieser Text ist auch in der Zeitung «Die Südostschweiz» in der Rubrik «Boulevard» erschienen

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