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Kolumne vom 25. Mai 1999

Die Grünen haben es weit gebracht. In Deutschland treiben sie den Krieg gegen Jugoslawien mit an und verleugnen aus lauter Opportunismus nach und nach sämtliche grüne Grundsätze. Wenn das der Preis für Macht ist, bleibt nur eins: Bloss nicht jene Parteien wählen, die man eigentlich wählen möchte. Das gilt auch für die Schweiz. Kaum hat sich die Grüne Partei ein wenig etabliert, kungelt sie mit rechts.

Besonders deutlich wird dies auf kommunaler Ebene - dort, wo die Grünen an Einfluss und Macht im Laufe der Jahre gewonnen haben. Adrian Schmid, Vizepräsident der Grünen Partei der Schweiz und höchster Stadtluzerner, macht's seinem Deutschen Vorbild Joschka Fischer jedenfalls nach: Er gibt grüne Grundsatzpositionen auf, um Freunden behilflich zu sein. Seit zwei Monaten stört nämlich eine neue Disko am Rande der Luzerner Altstadt durch Nachtlärm und andere Emissionen die Ruhe eines ganzen Wohnquartiers. Da wegen heftiger Proteste aus dem Quartier der Lärmquelle das Aus droht - trotz Protektion aus dem Stadthaus - leistet Schmids Fraktion im Luzerner Parlament mit einer Interpellation den Disko-Betreibern Schützenhilfe. So will die ehemalige «Partei für eine wohnliche Stadt» von der Regierung wissen, ob sie nicht auch der Auffassung sei, «dass die unternehmerische Initiative in der Innenstadt gewissen Vorrang vor Wohnbedürfnissen haben soll». Verkehrte Welt: Die unternehmerfreundlichen Freisinnigen haben sich in gleicher Sache für den Vorrang der Wohnqualität eingesetzt.