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Kolumne vom 8. Juni 1999

Äthiopen ruft das Ausland um Hilfe: Nach erheblichen Ernteausfällen durch ungünstige Wetterverhältnisse habe sich die Zahl der dringend auf Nahrungshilfe angewiesenen Äthiopier in den letzten Monaten von 3,2 auf 4,6 Millionen erhöht. Vor allem im Norden des Landes stehe es um die Bevölkerung schlimm. Mit anderen Worten: Dort, wo seit über einem Jahr zwischen Eritrea und Äthiopien Krieg herrscht. Ein Grenzkonflikt, bei dem es allerdings um mehr als ein ein paar umstrittene Quadratkilometer Erde geht. Bereits haben die Äthiopier Luftangriffe auf Massawa, die Hafenstadt am roten Meer, gestartet. Und nach zwei äthiopischen Grossoffensiven gegen Eritrea sind - wie ausländische Beobachter berichten - weit mehr Opfer zu beklagen als im Kosovo-Krieg. Aber niemand beachtet diesen Konflikt am Horn Afrikas, wo ein kleines Land vom grossen Nachbarn in seiner Existenz bedroht wird und um sein Überleben kämpft.

Dieser Krieg ist nur solange für die übrige Welt von Interesse, wie sie den zerstrittenen «Brüdern» modernste Waffen verkaufen kann. Die Amerikaner schrecken nicht einmal davor zurück, humanitäre Hilfe an die Bedingung zu knüpfen, auch Kriegsmaterial zu beziehen. Beide - sowohl das grosse Äthiopien wie das kleine Eritrea - gehören zu den ärmsten Ländern der Welt. Und nun hungert die Bevölkerung. Die Lage soll schlimmer sein als vor Beginn der Dürre von 1984/85 als Hunderttausende verhungerten. Die Nahrungsreserven sind offenbar aufgebraucht, viele Dörfer auf der Suche nach Hilfe verlassen. Aber von der äthiopischen Regierung werden weiterhin riesige Summen für die Fortsetzung des Krieges verschwendet. Wo bleibt hier die Verantwortung der internationalen Gemeinschaft? Nicht die der Nato, sondern die der Uno.