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Kolumne vom 29. Juli 1999

Denn sie wissen nicht, was sie tun? Das war 1955 so, als Nicholas Ray seinen Film mit James Dean über die rebellierende Jugend drehte. Es ging um den Generationenkonflikt, um Frustrationen der Heranwachsenden, die in halsbrecherischem Kräftemessen ihren Ausdruck fanden. Heute liesse Nicholas Ray die Jugendlichen nicht mehr im Cadillac um die Wette fahren. Vielmehr würden sie an Gummiseilen über Felskippen in die Tiefe springen. Aber auch sonst es wäre ein anderer Film, denn erstens rebellieren die Jugendlichen am Ende dieses Jahrtausends nicht mehr. Und zweitens wurde ihre Lust aufs Ausbrechen längst institutionalisiert und kommerzialisiert. So, wie wenn die Rennen im Cadillac damals von einer Agentur «Adventure World» gemanaget worden wären.

Allein das Motiv, warum Nervenkitzel wenigstens in der Freizeit gesucht wird, mag unverändert geblieben sein: Ausbrechen aus dem Alltag, die vermeintliche Sinnlosigkeit des Lebens mit noch mehr Sinnlosigkeit übertrumpfen. Jeden Morgen aufstehen, die Zähne putzen, Leute treffen, mit ihnen reden, arbeiten, den Uhrzeiger verfolgen - wie er immer wieder zum selben Punkt zurückkehrt. Millionenfach. Essen. Tote Dinge verspeisen, Neues schaffen, vernichten, kaufen etc. Nur raus aus dieser Mittelmässigkeit! Der einzige Unterschied zwischen den einfachen und den exzentrischen Menschen ist dabei der Verlauf des Weges: Für etwas intelligentere Leute ist die Steigerung leicht, für die Super-Gehirnmenschen ist der Pfad am steilsten; für die Einfachen verläuft er fast gradlinig. Und die Bizarren unter ihnen suchen etwas Neues, etwas Gepfeffertes, etwas, das abseits liegt vom Normalen - zum Beispiel in einer Schlucht im Wildwasser.