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 SBB:
Endstation Bellinzona

 

VON VERA BUELLER

«Bier, Sandwich, Mineral!» Die Ankündigung ist zum Klassiker geworden, seit es in den Zügen die rollenden Minibars gibt.  Doch vorbei die Zeiten, als man am Sitzplatz noch Kafi und Gipfeli serviert bekam – jedenfalls was das Tessin betrifft. Hier müssen die Bahnreisenden seit dem Fahrplanwechsel hungern. Denn die SBB-Tochter Elvetino hat beschlossen, «das Verpflegungsangebot auf wirtschaftlich rentable Strecken zu konzentrieren», wie Elvetino-Sprecher Daniel Lauterburg bestätigt. Erst auf Anfrage des Beobachters verspricht er, dass die Wägeli vermutlich bis Bellinzona im Einsatz bleiben. Doch dann ist Endstation.

Damit wird deutlich, was die Bahn unter Service public versteht: Er muss sich rechnen. Und das tut er nur auf Strecken mit vielen Reisenden, wo gleichzeitig Railbars und Speisewagen geführt werden. Zusätzlich installiert Elvetino auf den Perrons der grossen Bahnzentren Verpflegungsstände «um den Take-Away-Bedürfnissen der heutigen Zeit gerecht zu werden».

Mit der Prognose der Marktchancen und -bedürfnisse  tun sich die SBB allerdings schwer: Vor einem Jahr wurde der Einsatz der Wägeli noch um 20 Prozent aufgestockt, um jetzt wieder um 35 Prozent gekürzt zu werden. Auch müssen sich die Reisenden ständig an neue Gastrokonzepte gewöhnen – einzige Konstante: Panetone und Biberli.

Auf der Strecke bleibt bei dieser Hüst- und Hott-Politik vor allem das Personal. Zwar soll gemäss Elvetino das wegen des Wägeli-Abbaus überflüssig gewordenen Personal betriebsintern umplatziert werden. «Ob dies auch im logistischen Bereich gelingt, bezweifeln wir. Man kann nicht jeden Magaziner plötzlich im Speisewagen-Service einsetzen», sagt Barbara Spalinger, Vizepräsidentin des Schweizerischen Eisenbahn- und Verkehrspersonal-Verbandes (SEV). Der SEV befürchtet, dass Elvetino den Stellenabbau schleichend betreibt – um keinen Sozialplan aufstellen zu müssen.

Dezember 2005

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